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(Stand: August 2000)
Inhalt dieser Seite:
Einleitung
Format
Signaturen
Zitate
Attachments
Austauschformate
Virenwarnungen, Kettenbriefe und Hoaxe
weiterführende Links
Leserbriefe zu dieser Seite
E-Mailen ist so schön einfach. Die Standardsoftware
fürs Mailen ist bei neuen Computern meist schon vorinstalliert, und nach Eingabe
nur weniger persönlicher Daten funktioniert schon alles: Mails kommen an und
gehen raus. Ein wunderbares Medium, das für viele von uns in den letzten Jahren
zu einem der wichtigsten Kommunikationsmittel geworden ist. Aber gerade weil das
e-Mailen so eine eminente Bedeutung für den Alltag erlangt hat, sollte man sich
ein wenig mit der Technik und der Kultur dieses Mediums befassen. Denn bei aller
scheinbaren Einfachheit lauern auch etliche Fallstricke, die von vielen Anwendern
auf den ersten Blick nicht erkannt werden.
So machen sich viele von uns im täglichen Mailverkehr keine Gedanken darüber,
wie ihre Mails beim Empfänger ankommen. Das kann aber unter - gar nicht so seltenen
- Umständen bei diesem zu Ärger, Frustration und unnötigem Aufwand
beim Herunterladen, Lesen oder Entpacken der eingehenden Mails führen.
Das häufigste Missverständnis besteht darin, anzunehmen, dass der Empfänger
ebenfalls die eigene Kombination aus Betriebssystem (z.B. Windows 98) und Mailreader-Software
(z.B. MS Outlook Express) benutzt wie man selbst.
Ein entscheidender Grundgedanke des Internet (und damit des e-Mail-Verkehrs) ist
jedoch der der Plattform-Unabhängigkeit. Das bedeutet: Egal, ob ich MacOS, Linux,
MS-DOS ("Windows 95/98") oder Win32 ("NT"/"2000") benutze:
Mails sollen für alle hausinternen wie -externen User gleichermaßen lesbar
und nutzbar sein. Daher ist es erforderlich, sich bei der Konfiguration und Verwendung
der eigenen Mailreader-Software Gedanken darüber zu machen, ob die eigenen Mails
den Empfänger auch in der intendierten Darstellungsart und Lesbarkeit erreichen.
Dazu sollte man sich an die anerkannten technischen Standards des Internet (die so
genannten RFCs) halten. Diese sind in englischer Sprache verfügbar und sehr
technisch. Ich verzichte darauf, auf sie zu verweisen; statt dessen versuche ich
im Folgenden eine verständliche Erklärung.
Format
Das technisch korrekte Format für den Text ("Body") von e-Mails ist
und bleibt Plain-Text (purer Text, ASCII-Text). Es gibt keinen Grund, e-Mails mit
HTML, Netscape-"Visitenkarten" oder anderen proprietären Lösungen
zu formatieren oder "anzureichern". Im Gegenteil: Dies wird viele Empfänger
der Mail stören und behindern, weil die Daten in vielen Fällen als ärgerlicher
"Zeichensalat" ankommen, sofern der Empfänger nicht zufällig
das selbe Programm mit den selben Voreinstellungen benutzt wie der Sender.
Im übrigen erhöht sich die zu übertragende Datenmenge enorm, wenn
ein anderes Format als Plain Text gewählt wird. Manche HTML-Datei ist zehn Mal
so groß wie eine Textdatei - wohl gemerkt bei absolut identischem Textinhalt!
Kleine Datenmengen sind auch im Zeitalter von Standleitungen und Flatrates immer
anzustreben - mit Rücksicht auf die Teilnehmer, die langsamere und teurere Übertragungswege
nutzen müssen oder wollen (Mobiltelefone haben heute noch eine drastisch langsamere
Übetragungsrate als ein Standardmodem!).
Zum Thema "Format" gehört auch die formale Gestaltung, sofern sie
in diesem Medium unserer Macht liegt. Vermeiden Sie unbedingt alle "Mätzchen",
die Sie sich in einem herkömmlichen Brief auch verkneifen würden. Vermeiden
Sie insbesondere, ...
... Worte oder Texte nur in kleinbuchstaben zu schreiben (das ist nicht cool, sondern
einfach nur schlechter lesbar)
... Worte oder Texte nur in GROSSBUCHSTABEN zu schreiben (das gilt als "Schreien")
... Satzzeichen mehrfach hintereinander zu verwenden!!!!!!! ("Multiple exclamation
marks are a sure sign of a deseased mind"; Terry Pratchett)
Signaturen
Wer eine automatisch gesetzte Signatur (Name und Adresse etc.) an seine e-Mails anfügen
will, kann dies auch ohne proprietäre ("Netscape Visitenkarte") oder
HTML-basierte Lösungen leicht erreichen. Die gängigen Mailreader / Browser
erlauben auch eine solche Option - man muss sie nur einstellen. Bei erfolgreicher
Konfiguration wird dann jeder Mail der Inhalt einer harmlosen kleinen Textdatei,
die man zuvor angelegt hat, angefügt.
Signaturen sollten stets mit der Zeichenfolge "-- " (Minus Minus Leerzeichen)
vom Body der Nachricht abgetrennt werden. Diese Konvention aus dem Usenet ist auch
im Mailverkehr sinnvoll.
Zitate
Ein ganz entscheidender Vorteil des e-Mail-Verkehrs gegenüber herkömmlichen
Kommunikationswegen besteht darin, dass man Zitate (Quotes) des Vorredners in seinen
Antworttext derart einbinden kann, dass man darauf direkt antwortet. Idealerweise
ist es also so gedacht, dass man einzelne Textpassagen des Vorredners so herauslöst
(d.h. von überflüssigem Zitat"müll" befreit), um "Schlag
auf Schlag" direkt auf bestimmte Äußerungen antworten zu können.
Diese eigentlich im Internet-Sinne "richtige" Lösung würde allerdings
bedeuten, dass man die zu Grunde liegende Ursprungsmail "zerhackt", um
sie Satz für Satz beantworten zu können.
Eine andere Praxis besteht hingegen darin, dass man auf e-Mails oben antwortet und
die vorangegangenen Mails darunter in Gänze zitiert (in Newsgroups verpönt
als so genanntes "TOFU": "Text oben, Fullquote unten"). Auch
dafür gibt es nachvollziehbare Gründe, obwohl der Zugriff auf die zugrundeliegenden
Mail eigentlich durch die "Reference"-Verknüpfung des Mailreaders
gewährleistet sein sollte. Aber da man oft Mails auch an solche Empfänger
weiterleitet, die nicht in den gesamten bisherigen Diskussionsfaden ("Thread")
des Mailverkehrs eingebunden waren, erscheint diese Lösung im Mailverkehr ebenfalls
als akzeptabel.
Dennoch sollte man sich auch bei dieser Lösung bemühen, Redundantes (z.B.
Adresse, Grußfloskeln und Signaturen) zu löschen, bevor man seine Mail
abschickt.
Ganz entscheidend für die Verständlichkeit von e-Mails ist die technisch
korrekte Auszeichnung von Zitaten des oder der Vorredner(s). Nichts ist nervender
als die Suche nach Bezügen: Was ist nun Zitat, was ist neue Äußerung?
Leider gibt es gerade hier im Alltag ständig schwere Probleme, die den Sendern
der Mails oft nicht bewusst sind.
Zitate werden nach üblichen Internet-Konvention durch das am Zeilenanfang vorangestellte
Zeichen ">" gekennzeichnet (und bitte durch nichts anderes!). Diese
Kennzeichnung veranlasst viele Mailreader, so z.B. auch Netscape Messenger, die Zitate
auf Wunsch farblich herausgehoben darzustellen.
Beispiel korrekt:
Es soll nicht verschwiegen werden, dass es mit den Austauschformaten RTF und PDF auf der Windows-Plattform in bestimmten Fällen auch schon zu Problemen mit Viren gekommen ist. Näheres dazu im News-Archiv der Zeitschrift "c't":
http://www.heise.de/newsticker/data/pab-01.03.00-001/default.shtml
http://www.heise.de/newsticker/data/jk-29.04.97-000/default.shtml
http://www.heise.de/newsticker/data/jk-02.05.97-000/default.shtmlDiese Hinweise zur Virenproblematik bei Austauschformaten verdanke ich Markus Fischer.
Virenwarnungen, Kettenbriefe und Hoaxe
Wer am e-Mail-Verkehr teilnimmt, wird früher oder später unweigerlich zum
Empfänger von Kettenbriefen. Kettenbriefe sind Mails, die in bester Absicht
gleichlautend an einen großen Empfängerkreis versandt werden. Die Absender
bitten jeweils darum, diese Mail an den eigenen Bekanntenkreis weiterzuleiten, die
Botschaft also exponentiell weiter zu verbreiten. Dabei kann es zum Beispiel über
eine neueste Virenwarnung gehen, um ein verschwundenes Kind in Baden-Württemberg
oder um einen unheilbar Kranken, der sich angeblich sehnlichst wünscht, von
überall aus der Welt Postkarten zu empfangen.
Dazu ist festzustellen: Wie rührend oder einleuchtend der Inhalt auch immer
klingen mag, solche Ketten-Mails sind grundsätzlich zu ignorieren, jedenfalls
keinesfalls weiterzuleiten. Dies gilt erst recht, wenn es sich um Angebote handeln
sollte, durch Kettenbriefsysteme Geld zu verdienen.
Die mit solchen Phänomenen vertrauten Fachleute der Netzgemeinde sind sich einig:
Wer etwas Wichtiges zu sagen hat, tut dies nicht per Kettenmail, weil dieses Mittel
dazu untauglich ist. Die Versendung von Kettenmails gilt als eine grobe Unhöflichkeit
im Netz; deren Weiterleitung ist ein Zeichen von Uninformiertheit. Den (mitunter)
berechtigten inhaltlichen Anliegen des ursprünglichen Initiators nützen
sie so gut wie nichts; sie verärgern und belästigen aber Zigtausende von
Unbeteiligten. Im Extremfall können solche in Schneeballmanier weitergeleiteten
Meldungen das System e-Mail insgesamt lahmlegen.
Dies gilt insbesondere bei Warnungen vor Computerviren: Die allermeisten per Kettenmail
verbreiteten Virenwarnungen sind sachlich-technischer Unsinn und damit so genannte
Hoaxes (hoax: engl. für Zeitungsente, Fehlmeldung). Die exponentielle Weiterverbreitung
solcher Hoax-Mails ist dann selbst der Virus! Die Initiatoren delektieren sich daran,
dass ihre (in aller Regel falsche oder veraltete) Warnung von gutgläubigen Menschen
hektisch an alle erdenkliche Empfänger aus ihrem jeweiligen Mail-Adressbuch
weiterversandt wird.
Aktuelle Virenwarnungen sind nur dann Ernst zu nehmen, wenn sie gezielt und tagesaktuell
vom eigenen Systemadministrator verbreitet werden und sich auf Websites von glaubwürdigen
Computerzeitschriften verifizieren lassen, z.B. bei Heise.
Mehr Infos zu Hoaxes und falschen Virenwarnungen gibt es auf den Seiten der TU
Berlin.
weiterführende Links:
- zum Thema e-Mail allgemein: Boris 'pi' Piwinger: "Mail
- eine Einführung"
- erheiternd und sehr wahr: die 35
Goldenen Regeln für schlechte E-Mails von Lars Kasper
- eine FAQ zum E-Mail-Missbrauch
(Spam und wie man sich dagegen wehrt) aus der Newsgroup de.admin.net-abuse.mail
- sehr technisch, aber interessant: FAQ
"E-Mail-Header lesen und verstehen" von Thomas Hochstein
- Infos zu Hoaxes und falschen Virenwarnungen per Mail bei der TU
Berlin.
Benedikt Hotze
Subject:
Re: Daher ist von der Verwendung von "Outlook" im Mailverkehrstrikt
abzusehen.
Date:
Sun, 13 Aug 2000 13:54:05 +0200
From:
Rainer Halstenbach <xxx@xxx.xx>
To:
hotze@baunetz.de
References:
1
Body:
Ja klar, 500 Millionen Anwender sind "schlecht" und benutzen das "schlechte"
Outlook. Gott hilf!
Um er vorwegzunehmen: ich bin kein Microsoftfan, im Gegenteil, aber ich habe
selten so gelacht wie beim Lesen Ihrer "Mailregeln"! Offensichtlich verwechseln Sie
die Usenet Netiquette (die auch veraltet ist) mit den Regeln der EMail.
---
> Ob sich "Outlook" überhaupt den Konventionen entsprechend konfigurieren lässt,
> entzieht sich meiner Kenntnis.
---
Nicht nur das entzieht sich Ihrer Kenntnis. Die erwähnten Konventionen (alles
Usenetregeln) passen nicht in den Kontext und sind darüberhinaus bestenfalls
vom Stand 1965 o.ä. Besitzen Sie eine Zeitmaschine, oder woher haben Sie diesen
lächerlich veralteten Mist her?
Zunächst einmal in Sachen Outlook und Standard: Ein Standard wird NICHT
dadurch definiert, weil es "immer schon so war", sondern ein Standard wird
dadurch definiert, wie etwas "die meisten" Anwender "machen". Insofern ist Outlook
Standard, im Verbund mit Netscape Messenger, und einigen ebenfalls
hervorragenden EMail-Clients wie Eudora oder auch Pegasus. Alle diese
Programme beherrschen HTML und das wird zu Recht auch als Standard definiert.
Das muß man nicht groß begründen, wer sieht, was mit HTML möglich ist, wird
nicht weiter nach Gründen fragen.
Ein weiteres, ebenso witziges wie sinnloses Zitat:
---
> Besonders gedankenlos ist es, bestimmte Dateiformate (z.B. MS Word, ".doc")
> ungefragt an Empfänger zu versenden, ohne zu wissen, ob diese die Datei
> überhaupt öffnen können. MS Word ist kein genormtes Austauschformat! Viele Empfänger
> weigern sich aus Gründen des (Makro-) Virenschutzes völlig zu Recht, ungefragt
> empfangene ".doc"-Dokumente zu öffnen. Das ungefragte Versenden von
> "Word"-Dokumenten als Anhang ist eine grobe Unhöflichkeit im Netz!
---
So ein Schwachsinn! Wieso sollte ausgerechnet das Word-Format (als eines von
tausenden!) eine "grobe Unhöflichkeit" darstellen? Vorneweg: es gibt GAR KEIN
genormtes Austauschformat - jeder Softwarehersteller versucht (mit
unterschiedlichen Mitteln) das von ihm präferierte Format als "Standard" zu
etablieren. Und wenn jemand ein Word-File verschickt, dann will er kein
"standardisiertes" Format verschicken, sondern ein Word-File. Genau so, als wenn
er ein Wave, eine Bitmap, ein Video oder sonstwas verschickt - eben das,
was zum Kontext paßt. Wieso sollte als einziges von vielen Formaten das
*.doc-Format nicht erlaubt sein? Wohl nur, wenn man eine "Anti-Bill-Gates"-Schraube im Kopf
sitzen hat!
---
> Sehr gut geeignet ist auch das ".pdf"-Format (Portable Document Format). Dies
> erlaubt es, formatierte Seiten mit Texten und Grafiken plattformunabhängig zu
> transportieren. PDF-Dokumente lassen sich u.a. mit dem kostenlosen "Acrobat
> Reader" darstellen, der auf Wunsch auch als Plug-In in den Browser integriert
> werden kann.
---
Aahh! Daher weht der Wind: das PDF-Format (eine Eigenerfindung von Adobe) soll
hier das Rennen machen. Das ist also der Standard? Das wird Adobe freuen, warum
auch nicht. Und weil es umsonst ist, ist es "Standard". Aha. Merke: "Standard" kann
nur sein, was umsonst ist! Frage: welches ist das "Standard" Betriebssystem für
IBM-PCs (resp. Clones), also "die" PCs? By the way: für Word-Dateien bietet
Microsoft seit Anno-Dunnemal schon einen kostenlosen "Reader" an - aber der
gefällt wohl nicht?
Ich benutze selbst kein Outlook, habe aber in der Firma schon oft damit gearbeitet.
Es ist ein ausgezeichneter EMail-Client, der sich vor keinem anderen zu verstecken
braucht. Es gibt natürlich auch andere gute Clients, jeder hat seine Stärken und Schwächen.
Outlook als ungeeignet zu empfehlen ist gedankenlos und falsch (solche Worte von
mir(!), wo ich wirklich KEIN Bill Gates Fan bin. Aber soviel Dummheit auf einmal ist
noch schlimmer als Bill Gates).
Ich schlage Ihnen vor, auf jegliche elektronische Kommunikation zu verzichten (weil
sie kein Standard ist, zumindest nicht nach dem Telekommunikationsgesetz von 1862) und
stattdessen auf die bewährte und standardisierte Kesselpauke zurückzugreifen.
Mit trommelnden Grüßen
Rainer Halstenbach
Date:
Sat, 19 Aug 2000 23:50:49 +0200
From:
"Gerrit M. Albrecht" <gerrit@wh3-207.st.uni-magdeburg.de>
Subject:
E-Mail-Leitfaden ...
Hallo Herr Hotze,
habe eben Ihren Leitfaden für den E-Mail-Verkehr gelesen.
Ich kann Ihrem Text nur voll und ganz zustimmen und hoffe
Sie bekommen nicht allzuviele Briefe wie den am Schluss
zitierten :) Ich werde das Dokument zumindest als
Argumentlieferant benutzen.
Viele Gruesse,
Gerrit Albrecht